Mehr Zeit für Zukunft

Die Umfrage “Mehr Zeit für Zukunft” hat unsere Gedanken beflügelt und Lust aufs Anpacken geweckt.

Vor allem, weil einige Ideen von der Zivilgesellschaft – mit Unterstützung – selbst umgesetzt werden können. Und weil einige Menschen mitgeteilt haben, dass sie selbst aktiv sein möchten.

Wir wollen auf diesen Ergebnissen aufbauen und im Gespräch bleiben. Denn noch steht der wichtigste Schritt aus: Die Umsetzung von Ideen der Menschen aus unserer Stadt. Dabei sind kleine Wünsche genauso wichtig wie große Visionen. Sie verdienen unsere Aufmerksamkeit und die Prüfung auf Machbarkeit. Die Zukunftswerkstatt soll dafür eine Plattform sein.

Mit folgenden Fragen setzen wir den Dialog fort:

Welche konkreten Handlungen können wir von den Umfrageergebnissen ableiten?

Wer wird hierfür gebraucht?

Wie fangen wir an?

Die Werkstatt kann in kleineren Arbeitsgruppen an mehreren Themen parallel arbeiten. Darunter sind kleine Vorhaben genauso dabei wie “große Würfe”, die Zeit brauchen oder nur in Teilen umgesetzt werden können. Mit realistischem Blick und einer großen Portion Optimismus wollen wir an die Arbeit gehen.

Gedacht ist die Werkstatt auch als Schnittstelle zwischen Verwaltung, Zivilgesellschaft und Politik. Auf kurzem und konstruktiven Weg können sich hier Menschen begegnen, zuhören, beraten und punktuell zusammenarbeiten.

Und weil es ganz ohne Geld nicht geht, hat Aufwind mit Unterstützung der Sparkasse den Zukunftsfonds ins Leben gerufen. Er soll Vorhaben, die durch die Zukunftswerkstatt gegangen sind, den Start in die Wirklichkeit ermöglichen.

Wieder mit dabei ist Hannes Wezel. Als „Urgestein“ der Beteiligung und des Bürgerengagements in der Republik haben wir ihn ins Boot geholt. Diesmal steht er als Mit-Moderator in der ersten Reihe. Als Beteiligungs-Praktiker blickt er auf eine langjährige Arbeit im kommunalen Sektor zurück und er gehörte bis Sommer 2021 zehn Jahre lang zum Team der baden-württembergischen Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung. Wir freuen uns, von seinem reichen Erfahrungsschatzes profitieren zu können.

Wir wollen die von vielen Menschen eingebrachten Themen nun mit Leben füllen und in gemeinsames Handeln konkretisieren und an die ersten Schritte in Richtung Umsetzung gehen.

Umfrage

Mehr Zeit für Zukunft – Eine Umfrage für die ganze Stadt

Im Augenblick fehlt die Möglichkeit zum persönlichen Austausch in größerer Runde. Die Gegenwart nimmt uns in Beschlag, das tagesaktuelle Geschehen ist für viele bestimmend geworden. Auch uns von Aufwind fehlen Gespräche und Begegnungen. Und wir vermissen ein gemeinsames Nach-Vorn-Denken. Deshalb haben wir nach einem Weg gesucht, um wieder in Kontakt zu treten. Entstanden ist eine Befragung für alle Menschen der Stadt ab einem Alter von 14 Jahren. Anknüpfend an unser Projekt “Zeit für Zukunft” mit der Bauhaus-Universität vor einem Jahr, haben wir Fragen für “Mehr Zeit für Zukunft” vorbereitet. Damals trafen sich interessierte Bürgerinnen und Bürger für Vortrag und Diskussion in der Bürgerscheune. Viele Ideen, die an diesem Tag geäußert worden, haben Eingang in  die Befragung “Mehr Zeit für Zukunft” gefunden. “Mehr” deshalb, weil diesmal wirklich alle mitmachen können. Wir freuen uns auf Austausch, auf Ideen, auf geteilte Gedanken. Wir freuen uns darauf, wieder ins Gespräch zu kommen, mit gleichen und unterschiedlichen Ansichten. Wir denken, dass es sich lohnt, in einer Zeit, in der unser Bewegungsraum kleiner geworden ist, den Blick wieder aufmerksam auf das zu lenken, was uns umgibt.
Weil wir diese Stadt gemeinsam bewohnen. Weil es Zeit ist, über hier zu sprechen.

Als zusätzliches Angebot haben wir einen Selbsttest zum ökologischen Fußabdruck recherchiert und ausprobiert. Es gibt viele verschiedene, wir haben uns für eine übersichtliche und aktuelle Variante entschieden. Im ausgedruckten Fragebogen hängt der Test als Geschenk mit an und kann einfach abgetrennt und aufbewahrt werden. Für alle, die die Umfrage online ausfüllen und neugierig auf diesen Bonus-Teil sind, bieten wir den Selbsttest zum Download an.

Ergebnisse der Umfrage

Bauhaus-Projekt #ZM200

Zeit für Zukunft: Das Bauhaus -Projekt

Oder: wie alles begann! Beim Besuch eines Symposiums an der Bauhaus-Uni Weimar begegneten sich Aufwindler und Forschende des Fachbereich Urbanistik. Im heißen Sommer 2019 war Professor Frank Eckart als Referent geladen. Mit dem Titel „Kommune 2069 – eine sozialökologische Vision“ gab er aus der aktuellen Forschung Hinweise auf städtisches Leben in der Zukunft. Aus Begegnung wurde Zusammenarbeit. Es entstand ein Forschungsseminar für Studierende in Zella-Mehlis. Professor Eckardt, der in der Arena Schöne Aussicht zu über 100 Interessierten referiert hatte, leitete auch die anschließende Forschungsarbeit.

Die Studierenden unternahmen Exkursionen nach Zella-Mehlis und gingen vor Ort der Frage nach, welches Transformationspotential einer Stadt wie Zella-Mehlis innewohnt. Dabei eröffneten die Studierenden den Austausch durch ausführliche Interviews. Die Interviewpartner:innen kamen aus Zivilgesellschaft, Verwaltung und Unternehmen.

Die Fragen danach, worin sich Zella-Mehlis von anderen Städten unterscheidet, welche Bereitschaft zur Veränderung gesehen wird sowie die Themenbereiche Ökologie und Suffizienz waren Themen der Interviews. Bemerkenswert war, dass es keinen allgemeingültigen Handlungsleitfaden mit auf den Weg gab, sondern die Ermunterung zum Austausch. So heißt es im Abschlussbericht:

„Im städtischen Raum geht es vor allem um die solidarische und kollektive Aktivierung der Bürger_innenschaft im Zusammenhang mit Planung. Das bedeutet konkret, Engagement zu fördern, neue Formen der Zusammenarbeit zu nutzen und so Planungsprozesse neu zu definieren um durch das Kollektiv der Stadtbewohner_innen die Stadträume weiter zu entwickeln.

Carolin Seiberlich, Anton Brokow-Loga, „Zeit für Zukunft“

Aus den insgesamt 14 Interviews wurden erstmalig wiederkehrende Themen abgeleitet und auf der Abschlussveranstaltung des Seminars im Januar 2020 zur Diskussion gestellt.

„In Übereinstimmung mit der Forschungsliteratur zu peripher gelegenen Kleinstädten zeigt sich der demographische Wandel als eine der größten Widerstände – vor allem der Wegzug junger Bevölkerungsschichten und die daraus resultierenden Folgen wie Leerstand. Daher ist eine zentrale Herausforderung der Stadt, lebenswert für die Jugend zu bleiben.“

Carolin Seiberlich, Anton Brokow-Loga, „Zeit für Zukunft“

„Viel diskutiert wurden auch die Themen Mobilität und Mitgestaltung – vielen teilnehmenden Personen war es ein großes Bedürfnis, das in diesen Bereichen strukturelle Veränderungen vor Ort anvisiert werden. Um diese Themen weiter zu bearbeiten, wurde vielfach der Impuls geäußert, einen städtischen Begegnungsraum zu initiieren und zu verstetigen.“

Carolin Seiberlich, Anton Brokow-Loga, „Zeit für Zukunft“

Festgehalten wurde auch in diesem ersten Projekt, dass die Ergebnisse auf ein breiteres Fundament gestellt werden sollten, denn sie “bilden nur einen Bruchteil der Zella-Mehliser Stadtgesellschaft ab, sodass weiterer Forschungsbedarf in dieser Hinsicht besteht. Auch wurden überwiegend öffentliche Akteure befragt, sodass hier noch Bedarf besteht, weitere Personen aus unterschiedlichen Positionen zu interviewen. Interessant wäre es auch, unterschiedliche Altersgruppen zu befragen, um ein breiteres, repräsentatives Meinungsspektrum zu erlangen. Durch die bereits geführten Interviews wurde deutlich, dass insbesondere bei den Themenbereichen „Kulturelles Leben in Zella-Mehlis fördern“, „Regionale Vernetzung ausbauen“ und „Klimaschutz“ Rede- und Handlungsbedarf besteht. Bei weiterführenden Forschungen könnten diese Themenfelder besonders beleuchtet und behandelt werden. Die gewonnenen Ergebnisse können anschließend als Anknüpfungspunkte für Kooperationen zwischen den interviewten Akteur_innen dienen. Außerdem könnten Konzeptstudien aus den Bereichen des Designs, der Architektur, des Städtebaus daran anknüpfen, um den Wandel real erlebbar machen zu können. Auch die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Folgen der Corona-Pandemie und der diesbezüglichen lokalen Maßnahmen im Frühjahr 2020 sollten bei weiteren Forschungen miteinbezogen werden.“